Pflegebetten ! Was muss ich in der Pflege wissen ?

Pflege stellt viele Fragen: Wie gehe ich mit dem Menschen im Pflegebett um? Was ist hinsichtlich Patientensicherheit zu beachten? Wie wahre ich Würde und Rechte des mir Anvertrauten? Wer in die Thematik Altenpflege und geriatrische Versorgung eintaucht, stellt schnell fest: Ein weites Feld mit komplexem Anspruch - an Pflege- und Rechtsknow-how, das sich im Rahmen eines Online-Beitrages kaum erschöpfend abhandeln lässt. Trotzdem: HMMso möchte Sie am Pflegebett unterstützen - mit einer Reihe von ausgewählten Tipps und Aspekten zum Thema!

Körperpflege: Selbstständig und intim

Mehr als pure Körperpflege, Hautschutz und Krankenbeobachtung, sondern auch Förderung des Wohlbefindens und Gelegenheit zur Kommunikation: Folgt die Pflegekraft bei der Ganzkörperwaschung im Pflegebett bestimmten Standards, stärkt dies Sicherheit und Selbstvertrauen immobiler Senioren, beruhigt und fördert den Schlaf. Lassen Sie den Patienten - durch Sie unterstützt - möglichst viel selbstständig bewältigen. Vor allem bei der Intimwäsche. Wann Zeit für Körperpflege ist und wie sich ihr Ablauf gestaltet, wird allein von den (auch bei Angehören erfragten) Bedürfnissen und biografischen Gewohnheiten des Ihnen Anvertrauten bestimmt. Auch der Wunsch nach einer gleichgeschlechtlichen Pflegekraft oder dem Verschieben der Waschung bei Schmerzen wird respektiert. Die richtige Wassertemperatur? Lassen Sie diese ggf. durch den Bewohner per Hand prüfen. Dabei wird die Waschschüssel auf dem Nachtschrank - Pflegebett dazu höher stellen - erreicht, ohne dass der (sitzende) Patient die Arme anheben muss; die obere Bettkante befindet sich über der Nachttischkante. Auch das Schaffen von Intimsphäre zollt Respekt: Sorgen Sie im Doppelzimmer für Sichtschutz oder bitten Sie Mitbewohner, das Zimmer zu verlassen, ebenso wie Angehörige oder Praktikanten (sofern der Patient mit Schamgefühl auf diese reagiert).

Immobile Patienten: Duschen im Pflegebett

Ein Waschlappen ersetzt auf Dauer keine Dusche. Gerade von einer Generation, die es stets gewohnt war, zumindest am Wochenende zu baden, wird die Beschränkung darauf als unhygienisch empfunden. Als Wohlfühl-Alternative wird die Bettdusche bei Menschen, die nicht mobilisierbar sind, im Pflegebett mit Klettverschluss installiert (ein System, das der Kostenübernahme durch die Pflegekasse offensteht). Allerdings ist bei bestimmten Krankheitsbildern vor dem Duschen Rücksprache mit dem Hausarzt zu halten. Ansonsten sind auch hier - wie bei der Ganzkörperwaschung - maximale Zurückhaltung und Einfühlungsvermögen gefragt - beobachten Sie bei dementen Senioren besonders Gestik und Mimik. Und: Auch beim Duschen im Pflegebett bestimmt der Betroffene über Zeitpunkt und Ablauf - auf die Maßgaben rückenschonenden Arbeitens (Arbeitshöhe) achten Sie selbst. Übergewichtige Patienten? Sorgen Sie für Unterstützung durch Pflegehilfskraft oder einen pflegenden Angehörigen. Regulieren Sie, sofern machbar, das Pflegebett etwas schräg: So läuft das Wasser optimal ab.

Betten machen: Hygiene, Mobilisierung, Kommunikation

Ein Pflegebett ist keine Keimschleuder - wozu dann der Aufwand für Reinigung und Desinfektion? Für Mobilitätseingeschränkte gerät das Pflegebett zum Mittelpunkt, um den sich tagtäglich alles dreht. Patienten haben Anspruch auf ein sauberes, gut riechendes, keimarmes Bett, dem man diese Eigenschaften ansieht - Voraussetzung, sich möglichst wohlzufühlen! Wöchentlicher Wechsel der Bettwäsche gehört dazu - und zwar ohne dass Sie, andere Pflegekräfte oder Ärzte im Zimmer aktiv sind. Schnell per Spray desinfizieren? Ein nicht sonderlich wirksames No-Go - es sei denn, Sie möchten, dass Ihr Patient die Wirkstoffe inhaliert. Leisten Sie besser ganze Arbeit - orientiert an den offiziellen Altenpflegezielen für das Beziehen von Pflegebetten: Hygiene, Mobilisierung und Dekubitus-Prophylaxe. Das heißt, Ihre Kommunikation mit dem Patienten beschränkt sich nicht darauf, diesen um Erlaubnis des Bettwäschewechsels zu bitten (vorsichtiges Beseiteräumen von Stofftieren inklusive) - Sie dürfen auch zum Mitmachen wie Kissenaufschütteln aktivieren. Auch, welche Bettwäsche Sie aufziehen, entscheidet er mit. Und sitzt natürlich nach Verlassen des Bettes möglichst in der Nähe. Ihr Patient bleibt im Bett und hat (drückende) Brille und Hörgerät abgelegt? Jetzt zeigt sich, wie gut Sie und Ihr(e) Kollege/-in harmonieren: Fordern Sie ihn auf, das linke Bein anzuwinkeln und betten Sie ihn (möglichst schonend und schmerzfrei) in rechte, dann linke Seitenlage, zuletzt wieder auf den Rücken. Bettgitter vorhanden? Einfach als Festhalthilfe hochfahren. Fertig! Die Bettwäsche ist frisch und faltenfrei, Routine sei Dank. Anspruchsvoll: Praktikanten assistieren hier nur.

Trinken, trinken, trinken - was ich mag!

Laut Medizinischem Dienst der Krankenkassen (MDK) erhalten hunderttausende pflegebedürftige Senioren zu wenig Flüssigkeit, vermeintlich, um die Zahl der Toilettengänge zu begrenzen: Wie vermeiden Sie Dehydrierung? Zum Trinken nötigen dürfen Sie nicht, aber sehr wohl helfen, das Recht betagter Menschen auf das Getränk durchzusetzen, das ihnen schmeckt - sei es Kaffee, Bier, Alster oder Wein, sofern keine medizinischen Bedenken dagegen sprechen und Sie Maßnahmen der Dehydrationsvorbeugung wie vorgeschrieben dokumentieren. Dazu zählt auch rechtzeitige Ursachenermittlung: Bisherige Trinkgewohnheiten (Häufigkeit, Menge etc.) sollten Thema des Aufnahmegespräches (bei Demenzpatienten mit Angehörigen) sein.

Diskret und sanft: Abführen per Steckbecken

Klingt simpel, ist aber komplexer als gedacht, weil von der Patientenbefindlichkeit abhängig, wie etwa nach einem gerade verheilten Oberschenkelhalsbruch: Die Nutzung des Steckbeckens (Bettpfanne) bei Bettlägerigkeit und bei sturzgefährdeten Patienten des nachts. Zudem niemand gern darauf angewiesen ist - und manche Menschen mit Aggression darauf reagieren. Würde wahren ist auch hier das Stichwort: Einfühlsame Pflegende sorgen für eine ungestörte, diskrete Atmosphäre, die den Betroffenen nicht über Gebühr entblößt und auf Wunsch - wie bei der Körperpflege - für gleichgeschlechtliche Unterstützung sorgt. Selbstredend hat auch jeder Heimbewohner ein Anrecht auf eine eigene Bettpfanne, die Sie zuvor per Deckelheizsystem oder warmem Wasser vorwärmen sollten. Räumen Sie genügend Zeit zum Abführen ein, während eine Klingel in Reichweite wartet. Ihr Patient ist soweit? Entfernen Sie das Steckbecken vorsichtig, statt es einfach unter dem Po herauszuziehen - Verletzungsgefahr!

Aus eigener Kraft: Transfer und Mobilisierung

Transfer und Mobilisierung folgen zwei Grundsätzen: Ein Gefühl der Sicherheit beim Patienten und Arbeitserleichterung für den Pflegenden (Pflegebett auf komfortable Arbeitshöhe fahren). Dazu zählt, den Pflegebedürftigen auf diese - zum Beispiel per Rutschmatte - vorzubereiten/ihn über die eventuell ungewohnte Bewegung zu informieren und Angehörige um das Verlassen des Zimmers zu bitten. Neben kinästhetischer Mobilisierung können Pflegende auch dafür sorgen, dass sich der (Dekubitus-)Patient unter Nutzung von Restkraft - nachdem er Richtung Fußende gerutscht ist - aus eigener Kraft im Pflegebett hochbewegt: Stellen Sie das Kopfteil in Rückenlage flach, lassen Sie den Patienten die Knie anwinkeln und die Füße in Ponähe aufstellen. Den Kopf Richtung Brust geneigt, legt er die Arme auf, nutzt den Druck von Beinen und Armen und stößt sich schließlich mit den Beinen von der Matratze ab. Ein Aufrichter oder Ihre Hand am Becken können diese Anhebebewegung unterstützen.

Patientensicherheit am Pflegebett

Vorbei die Zeiten, als am Pflegebett anliegende Hochspannung Senioren Lebensgefahr aussetzte: Moderne elektromotorische Pflegebetten mit 24-Volt-Motoren bieten ein Höchstmaß an Patientensicherheit - und kommen ohne Wartung aus. Dennoch bleibt Patientensicherheit in häuslicher und stationärer Pflege brandaktuell - Stichwort Fixierung. Per Gurt und Gitter fixieren, weil ein Sturz droht? Kein Rechtfertigungsgrund mehr (vgl. auch §239 StGB). Als Pflegekraft müssen Sie stets zwei Rechtsgüter gegeneinander abwägen: Den Anspruch des Patienten auf körperliche Unversehrtheit und die Wahrung seines Rechts auf Selbstbestimmung. Fahren Sie das Bettgitter kurzzeitig, etwa bei unruhigem Schlaf, ohne Vorliegen richterlicher Anordnung (freiheitsentziehende Maßnahme) hoch, ist dies äußerst gründlich zu dokumentieren. Sturzmatten, idealerweise mit einem Niedrig-Pflegebett kombiniert, reduzieren die Aufprallenergie und damit die Gefährdung unruhiger oder an Demenz leidender Menschen. Ersatz für den regelmäßigen Kontrollbesuch sind sie jedoch nicht! Auch Demenzpatienten (hier heißt die Sturzmatte "Bettvorleger") fühlen sich, um diesen Schutz wissend, sicherer, der die Pflege am Bett keinesfalls behindert. Gehwagen oder Stock? Zeigen Sie dem Ihnen Anvertrauten, dass er die Matte auch damit betreten kann.

Trotzdem Augen auf: Mängel an Pflegebetten

Hochfunktionale Pflegebetten - wie von renommierten Bettenherstellern wie Stiegelmeyer, Burmeier, Aks oder Müller Mühle - tragen wesentlich zu Pflegequalität und Bewohnerzufriedenheit bei. Aufgabe des Hilfsmittelverzeichnisses ist es, hier Sicherheit und umfassende Produkttransparenz für Versicherte, Erbringer von Leistungen, Ärzte und Kassen zu schaffen (SGB V § 13). Dennoch scheinen Mängel, die zum Versagen bestimmter Pflegebetten führen, nicht ausgerottet. Achten Sie daher u. a. auf evtl.:

- fehlerhafte Netzzuleitung
- fehlende Zugentlastung
- defekten Feuchtigkeitsschutz (Wasserdichtheit nach IPX 4)
- beschädigte Gehäuse von Motor bzw. Steuereinheit
- beschädigte Handschalter-Gehäuse
- defekte Seitengitterholme, Einrastung Seitengitter, Lattenrost
- defekte Notabsenkung
- ungeeignete Matratze

Bei Defekten sollten Sie das Pflegebett umgehend außer Betrieb nehmen und den Medizinproduktbeauftragten informieren - bitte nicht eigenmächtig Hand anlegen (Haftung)! Bleibt zu erwähnen, dass ein Pflegebett kein Spielzeug ist - so verführerisch dies für manche Enkel auch sein mag ...

Patientenrechte - an der Heimtür abgegeben?

Jeder, der Mutter oder Vater in ein Pflegeheim gibt, gibt auch die Verantwortung für medizinisch korrekte, fachkundige Pflege, die der Angehörige nicht selbst leisten kann, an der Heimtür ab. Die Verantwortung für die Umstände des Lebens im Heim jedoch nicht! Mutter oder Vater behalten - auch bei Demenz - ihr Recht auf Würde und Selbstbestimmung, wenngleich sie diese nicht mehr selbstständig einfordern können - diese Aufgabe kommt nun Angehörigen, Bevollmächtigten und Betreuern bei Erteilung einer Vollmacht (§ 167 BGB) zu. (Link Stellungnahme Deutscher Ethikrat (http://www.ethikrat.org/presse/pressemitteilungen/2012/pressemitteilung-04-2012). Ein Beispiel: So benennt die "Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen" (BMFSFJ 2009) in ihrem Artikel 3 das Recht, das bewohnte Zimmer (auch Doppelzimmer) mit mitgebrachten Kleinmöbeln auszustatten, um so individuelle Präferenzen fortzuführen, an das Leben vor dem - nicht selten belastenden - Umzug ins Heim anzuknüpfen und Individualität auszudrücken. Etwas, das das Einleben in der Einrichtung positiv unterstützt. In der Praxis kommen vier Gestaltungsgrade zur Anwendung - von der fehlenden Möglichkeit, Möbel mitzubringen über eine gewisse Anzahl bis zur kompletten Ausstattung mit eigenem Mobiliar. Und auf der Seite der Pflegenden? Wird der Raum als persönliches Refugium des Bewohners bzw. Patienten deutlich wahrnehmbar!

Zum Weiterlesen:

- Altenpflegemagazin: http://www.pqsg.de,
- Ratgeber zur Pflege des Gesundheitsministeriums:
http://www.bmg.bund.de/fileadmin/dateien/Publikationen/Pflege/Broschueren/150316_RatgeberPflege_A5_bf.pdf,
- Gesetz über Heimverträge: http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/aeltere-menschen,did=129296.html
- Freiheitseinschränkende Maßnahmen http://www.pflegewiki.de/wiki/Freiheitseinschr%C3%A4nkende_Ma%C3%9Fnahme

weitere Artikel: http://www.pflegebetten-24.de/pflegebetten-pflege-ratgeber/

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