Inkontinenz, was tun ? Senioren liegen im nassen Bett! Fragen & Antworten

Was ein Leben lang selbstverständlich war, gelingt plötzlich nicht mehr: Inkontinenz, die Unfähigkeit, Harndrang oder Stuhl zu kontrollieren, hat vielfältige Ursachen. Für die mangelnde Koordination von Blasenmuskulatur, Schließmuskeln und Beckenboden zeichnen organische Gründe oder fehlerhafte Nervensignale verantwortlich. Die gute Nachricht: Inkontinenz ist kein Schicksal, es gibt Wege hinaus - Pflege-Hilfsmittel wie Bettauflagen, die das Leben mit Inkontinenz erleichtern.

Inkontinenz: 6 verschiedene Arten

Wer inkontinent ist, hat Probleme, Urin (Harn) oder Stuhl zu kontrollieren. Nicht immer ist Blasenschwäche die Ursache von Harninkontinenz, die fünf verschiedene Formen kennt:

1) Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz), bei Frauen häufiger als bei Männern, tritt unter körperlichem Stress, etwa bei schwerem Heben auf. Ist sie ausgeprägt, geht auch im Liegen und Stehen unwillkürlich Urin ab, ohne dass Harndrang verspürt wird.

2) Die Blase ist alles andere als voll, trotzdem dieser Harndrang mehrmals pro Stunde - oft tritt Dranginkontinenz so plötzlich auf, dass man es nicht zum WC schafft.

3) Ist die Blase voll? Bei Reflexinkontinenz fehlt das Gefühl dafür, so dass sich diese immer wieder von selbst, aber oft nur unvollständig entleert.

4) Bei Überlaufinkontinenz gibt die volle Blase - oft unter ständigem Harndrang - fortlaufend kleine Urinmengen ab.

5) Wer an extraurethraler Harninkontinenz leidet, verliert ständig Urin, doch statt über die Harnwege durch andere Öffnungen. Schuld daran: Eine Verbindung zwischen Blase und Scheide bzw. Darm durch eine Fistel.

6) Bei Stuhlinkontinenz gelingt das Zurückhalten von Darminhalt und Darmgasen im Enddarm nicht mehr, wobei drei Stadien unterschieden werden: Gehen bei einer Teilinkontinenz 1. Grades nur Luft und etwas Stuhl (Stuhlschmieren) ab, bedeutet Totalinkontinenz Kontrollverlust mit ständigem Stuhlschmieren und Abgang festen Stuhls. Je nach Ursache variiert Stuhlinkontinenz von neuralen, sensorischen und muskulären bis zu motorischen, reservoirbedingten und psychischen Formen. Aber wie bei der Harninkontinenz unterscheidet man Patienten, die bei Stuhldrang das WC zu spät erreichen von solchen, die diesen nicht bemerken - und ihre Darmentleerung nicht mehr kontrollieren können.

Inkontinenz-Diagnose

 

Inkontinenz: Die Ursachen

Um sich mit Urin zu füllen und diesen zu speichern kann, muss sich die Blase dehnen. Gleichzeitig verhindert der angespannte Schließmuskel den Urin-Rückfluss zur Harnröhre. Zum Entleeren zieht sich die Blasenmuskulatur zusammen, während sich Schließmuskel und Beckenboden entspannen: Der Urin kann abfließen. Gelenkt durch Nervenimpulse, arbeiten Blasenmuskel, Schließmuskel und Beckenboden (bzw. Afterverschluss bei Stuhlinkontinenz) praktisch Hand in Hand. Bei Inkontinenz ist dieses Zusammenwirken aufgrund von Verletzungen, Organerkrankungen oder Erkrankungen des Nervensystems gestört.

Jede Art von Harninkontinenz hat ihre spezifische Ursache:

1) Belastungsinkontinenz

Besonders Frauen sind davon betroffen: Ihre Beckenbodenmuskulatur ist schwächer, Öffnungen von Harnröhre, Enddarm und Scheide bilden Schwachstellen. Oft tritt Belastungsinkontinenz nach der Entbindung auf, auch eine Gebärmuttersenkung kann diese verursachen. Hormonelle Umstellungen der Wechseljahre lassen das Bindegewebe nachgeben. Bei Männern können Operationen wie die Entfernung der Prostata den Beckenboden schwächen und die Nerven im Beckenbereich verletzen sowie den Verschlussmechanismus zwischen Harnröhre und Blasenhals schädigen. Für Frauen wie Männer steigt das Risiko mit Übergewicht, zu schwerem Heben und zu wenig Bewegung.

2) Dranginkontinenz

Die Signalübertragung zwischen Blase und Gehirn/Rückenmark funktioniert nicht: Kaum fasst die Blase wenige Tropfen, lautet das Nervensignal: Voll! Verantwortlich: Nervenschäden oder -reizungen durch Operationen, neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson und Alzheimer, aber auch Hirntumore und Schlaganfallfolgen. Darüber hinaus können Blasenentzündungen oder Blasensteine die Blase reizen. Ihr Blutzuckerspiegel ist zu hoch? Diabetes bleibt nicht ohne Effekt auf das Nervensystem.

3) Reflexinkontinenz

Fehlt die Koordination von Blase und Schließmuskel, sind Störungen der Nerven, welche die Blase steuern, der Grund - etwa, wenn das Rückenmark verletzt ist (Querschnittslähmung) oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer oder Schlaganfall bestehen.

4) Überlaufinkontinenz

Hier verhindern eine vergrößerte Prostata oder Harnröhrenverengung (durch Tumor oder Harnsteine) am Blasenausgang ein ungehindertes Abfließen des Harns.

5) Extraurethrale Inkontinenz

Diese Form gilt als angeboren. Diuretika, Antidepressiva und Neuroleptika, aber auch Alkoholkonsum können sie verschlimmern.

6) Stuhlinkontinenz

Ursächlich für Stuhlinkontinenz können Verletzungen nach Entbindung oder Operation sein, so dass die Schließmuskelfunktion oder die Nervenwahrnehmung am Darmausgang in Mitleidenschaft gezogen sind. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn etc.), Demenz oder Multiple Sklerose oder Tumore im Enddarm können Stuhlinkontinenz befördern. Auch Beckenbodenschwäche, Abführmittel, Antidepressiva oder Mittel gegen Parkinson, aber auch starke Hämorrhoiden sowie der Vorfall von Mastdarm oder Enddarm können Stuhlinkontinenz verursachen bzw. verstärken.

Inkontinenz: Wann zum Arzt?

Wie peinlich? Springen Sie über Ihren Schatten und suchen Sie Hilfe. Nur ein Arzt kann den Typ Ihrer Inkontinenz eindeutig feststellen. Er wird Sie nach Beschwerden und Krankengeschichte fragen, zum Beispiel:

- Wie oft müssen Sie Wasser lassen/haben Sie Stuhlgang?
- In welchen Situationen geht Urin oder Stuhl unwillkürlich ab?
- Haben Sie das Gefühl, Blase bzw. Darm nicht komplett entleert zu haben?
- Spüren Sie, ob Blase bzw. Darm voll sind?
- Wurden Sie operiert? Wann?
- An welchen Erkrankungen leiden Sie?
- Haben Sie Schmerzen?

Lernen Sie, sich genau zu beobachten - mit einem Miktionsprotokoll. In diesem Trink- und Blasentagebuch notieren Sie einige Tage lang: Wann und wieviel Sie trinken, wann Sie Wasser lassen müssen, wie stark der Harndrang davor war und ob Urin unwillkürlich abgeht. Bei der körperlichen Untersuchung wird Ihr Arzt äußere Genitalien und Enddarm auf Fisteln oder Prostatavergrößerung untersuchen. Und Sie fragen, wie gut Sie Ihre Schließmuskeln anspannen können. Um neurologische Ursachen zu finden, wird er auch die Nervenfunktion testen. Eine Urin- bzw. Stuhlprobe klärt, ob Infektionen oder Entzündungen bestehen. Ultraschall gibt Aufschluss über eine etwaige Restharnmenge und entdeckt Steine, Tumore und Operationsverletzungen, während eine Blasen- bzw. Darmspiegelung Veränderungen der Schleimhaut erkennt. Bei einer Röntgenkontrastaufnahme werden Blase bzw. Darm mit Kontrastmittel gefüllt. Die Aufnahme erfolgt während Wasserlassen oder Stuhlgang: Gibt es innere Vorfälle? Sind Aus- und Einstülpungen zu sehen?

Inkontinenz: Die Therapie

Beckenbodengymnastik durch den Physiotherapeuten lehrt Sie, die Belastung Ihres Beckenbodens im Alltag zu vermindern und diesen zu kräftigen, während Elektrotherapie mittels elektrischer Impulse die Beckenmuskeln passiv trainiert. Auch Toilettentraining ist wichtig: Ihr Arzt wird mit Ihnen Menge und Getränkeauswahl absprechen sowie feste WC-Zeiten.

Dagegen muss eine extraurethraler Inkontinenz immer operiert werden, um die Fistel zu verschließen, ebenso die vergrößerte Prostata. Die Harnröhre lässt sich per künstlichem Schließmuskel oder Schlinge korrigieren. Ein implantierter Blasenschrittmacher beruhigt die Blase - oder stimuliert diese, wenn sie sich nicht von allein entleert. Krampflösende Medikamente bringen bei Dranginkontinenz Erleichterung. Bei Überlaufinkontinenz lockern Alpharezeptorblocker den Blasenverschluss und senken den Auslasswiderstand - und vermindern so die Restharnmenge. Reflexinkontinenz lässt sich mit Parasympatholyka behandeln, was die Blase entspannt; nicht selten ist hier die regelmäßige Entleerung per Katheter angezeigt.

Sie leiden unter Stuhlinkontinenz? Dann sind Beckenbodengymnastik, Elektrotherapie, Toilettentraining oder ein Schrittmacher auch für Sie ein gangbarer Weg. Darüber hinaus stimulieren Abführmittel den Dickdarm, Motilitätshemmer reduzieren die Häufigkeit. Gewusst? Auch bei Stuhlinkontinenz kann ein künstlicher Schließmuskel eingesetzt werden.


Inkontinenz: Selbsthilfe-Tipps

Öfter zur Toilette gehen? Oder besser weniger? Weder noch - gehen Sie zu häufig, stellt sich Ihre Blase auf die kleinen Urinmengen ein und weigert sich später, größere zu speichern. Überdehnen Sie dagegen die Blasenmuskulatur, wächst das Risiko von Funktionsstörungen. Aber: Trinken Sie nicht weniger, sondern mehr! Je konzentrierter der Harn, desto stärker der Harndrang - die Gefahr von Infekten wächst. Wer Übergewicht abbaut, senkt nicht nur den Druck in der Bauchhöhle, sondern freut sich auch schneller über Erfolge beim Beckenbodentraining. Außerdem ist alles, was Ihre Blase reizt, weitgehend tabu - wie scharf gewürzte Speisen oder Kaffee. Stuhlinkontinenz? Auch wenn Sie sich ballaststoffreich ernähren, sollten Sie auf Blähendes verzichten. Dagegen tun Blasentee, Wärme und pflanzliche Wirkstoffe aus Kürbiskern oder Goldrute wohl, während autogenes Training die Seele streichelt ...

Senioren im nassen Bett? Die richtigen Hilfsmittel

Inkontinenz-Hilfsmittel wie Vorlagen - bitte nie "Windeln"! - verschiedener Saugstärken bieten Nässeschutz bei jedem Inkontinenzgrad, von leicht über mittel bis schwer und mit Hilfsmittelnummer. Eine individualisierte Sortimentsbreite, vom Einmalschlüpfer mit integrierter Vorlage bis zum Inkontinenzslip zum hygienischen Fixieren anatomischer Inkontinenz-Vorlagen. Inkontinenz-Hilfsmittel, die als Einweg-Produkte die Flüssigkeit aufnehmen, bestehen innen aus Vlies mit Saugmaterial darunter. Eine umhüllende Folie verhindert, dass Flüssigkeit austritt. Spezielle Superabsorber verwandeln diese in Gel, Auslaufsperren sorgen für Abstand zur Haut. Essentiell, denn feuchte Haut befördert Dekubitus. Da sich die Haut von Senioren langsamer regeneriert, leiten nur luftdurchlässige Inkontinenz-Hilfsmittel Nässe in tiefere Schichten ab, statt die Haut durch den Kontakt mit Urin und Stuhl zu belasten. Auch Analtampons und Kondom-Urinale, die den Urin in einen Beutel leiten, sorgen für Alltagserleichterung. Genauso wie Einweg-Taschenurinale für Mann und Frau, das unterwegs bis zu 750 ml Urin geruchshemmend und auslaufsicher in Gel bindet - und im Restmüll entsorgt werden darf.

Niemand, wirklich niemand muss im nassen Bett liegen! Bei überwiegend liegenden Pflege-Patienten kann weitgehender Schutz der Bettwäsche erreicht werden: Ein Matratzenschonbezug wie ein hautfreundliches, saugendes Inkontinenz-Spannbetttuch aus Frottee schützt Pflegebetten gegen Durchnässen. Dieser beschichtete Matratzenschonbezug wird einfach auf die Matratze gelegt. Ein Matratzenschonbezug aus Polyurethan mit Reißverschluss umschließt die Matratze sogar ganz. Hier bleibt alles trocken, weil wasserundurchlässig, urin- und blutbeständig, aber trotzdem atmungsaktiv. Gute Pflege-Bettauflagen sind außerdem sterilisierbar und so robust, dass sie viele Waschgänge aushalten. Ihr Patient ist unruhig? Mit Eckgummis fixiert, bleibt der Matratzenschonbezug sicher an seinem Platz - und sorgt für hautsympathischen, trockenen Liegekomfort.

Haftungshinweis: Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehmen wir keine Haftung für die Inhalte. Um genaueres zu erfahren sprechen Sie mit Ihrem Arzt, Ihrer Krankenkasse oder der zuständigen Fachklinik.

HMMso Pflegebetten-24, schlafen und gesund bleiben.

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