Der neue Pflege-TÜV ist da: Verbesserungen für Senioren im Pflegebett?

Pflegeheim finden leicht(er) gemacht? Ab sofort soll dies für Pflegebedürftige und betroffene Angehörige einfacher werden. Das neue Qualitätsprüfsystem startet durch, um sämtliche über 13.000 stationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland zu erfassen. Welche Verbesserungen bringt der neue Pflege-TÜV?

Setzen, 6! Pflegenoten sind Geschichte 

Deutsche Pflegeheime sind Musterschüler. Denn sie glänzten bisher mit Pflegenoten von 1,2 im bundesweiten Durchschnitt. Zu schön, um wahr zu sein - und wenig aussagekräftig: Eine gute Bewertung, zum Beispiel in der Kategorie Dokumentation, konnte ein Ungenügend bei konkreten Maßnahmen am Pflegebett mühelos ausgleichen. Mit dem neuen Pflege-TÜV ist das 2009 initiierte Bewertungssystem Geschichte, einst angetreten, um den Qualitätswettbewerb zwischen den Einrichtungen zu befeuern und ihre Vergleichbarkeit zu verbessern. Veröffentlichungen nach dem neuen Pflege-TÜV sollen umfangreicher und differenzierter sein, versprechen sich seine Schöpfer, Wissenschaftler am Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld. Künftig sollen der tatsächliche Gesundheitszustand der Menschen im Pflegebett sowie Ausstattung und Angebote im Zentrum stehen.

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Jetzt verzahnt: Heiminternes Qualitätsmanagement und externe Prüfung

Pflegeeinrichtungen erheben interne Qualitätsdaten und melden diese an eine Datenauswertungsstelle (DAS). Diese gleicht die Ergebnisse bundesweit ab, um jedem einzelnen Pflegeheim die Rückmeldung zu geben: Ihr seid über oder unter dem Durchschnitt der Konkurrenz. Es werden Mängel entdeckt? Dann kann die Pflegekasse Auflagen erteilen, Vergütungen absenken oder den Versorgungsvertrag kündigen. Auch sollen Prüfer Pflegekräften Empfehlungen zur Qualitätsoptimierung geben. Konkret muss ein Pflegeheim alle sechs Monate bei allen Heimbewohnern Indikatoren bzw. Kennzahlen erheben zu Fragen wie: Hat sich während der Zeit im Pflegeheim ein Dekubitus (Druckgeschwür) gebildet? Ob diese Kennzahlen auch wasserdicht sind, checken externe Prüfdienste, die dazu angekündigt, aber mit geringem Vorlauf von nur einem Tag ins Haus kommen. Sie prüfen die Dokumentation und führen Gespräche mit dem Pflegefachpersonal. Stichprobenartig befragt der Prüfdienst auch neun Heimbewohner vertiefend und nimmt dabei auch ihren Pflegezustand in den Blick: Wie ist die Versorgung, z. B. bei Essen, Trinken, Körperpflege oder Toilettengang?

Das kann mein Pflegeheim! Umfangreiche Informationen im Netz

Der deutsche Berufsverband für Pflegeberufe begrüßt die Neuregelungen prinzipiell. Heißt: Prinzipiell können Betroffene aus 13.000 Pflegeeinrichtungen das beste Pflegeheim wählen. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen stehen künftig auf den Webseiten der Pflegekassen zahlreiche Informationen zu jedem Altersheim zur Verfügung, was die strukturierte Suche und ein Filtern nach speziellen Wünschen erlauben soll. Und Fragen beantworten soll wie: Wie hoch ist die Zahl der Mitarbeiter am Pflegebett, wie stark die Personalfluktuation? Kann meine Mutter zunächst auf Probe einziehen? Ein gesonderter Bereich dokumentiert die Qualität der Pflege, mit Themen wie

- Erhalt der Selbstständigkeit
- Mobilität
- Alltagsgestaltung
- Medikamentengabe
- Therapie
- Schutz vor Gesundheitsschäden
- Hilfe bei spezifischen Bedürfnissen

Resultate externer Prüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) sowie die Prüfdienste Privater Krankenversicherungen sind Teil des neuen Pflege-TÜV, erfasst in vier Kategorien von "Keine Defizite" bis "Defizit mit eingetretenen negativen Folgen".

Gutes Altenheim finden: Durch den neuen Pflege-TÜV einfacher?

In einer idealen Pflegewelt mit einer Vielzahl an Angeboten vor der Haustür vielleicht. Aber bis dahin wartet ein weiter Weg: Der tatsächliche Schritt vom Leben zu Hause ins Pflegeheim ist fast immer ein anderer. Tritt Pflegebedürftigkeit ein, sind schnelle Entscheidungen gefragt: Jetzt umgehend einen Platz in der Pflegeeinrichtung zu sichern, steht im Vordergrund - gezwungen zu nehmen, was man kriegt. Die Alternative? In manchen Fällen die ernsthafte Überlegung, ob sich die Pflege zu Hause nicht doch realisieren lässt. Hilfsmittel wie innovative Pflegebetten können Angehörigen bei der Pflege wirksam unter die Arme greifen.

Verbessert sich jetzt die Qualität der Pflege?

Nach Auffassung des Berufsverbands für Pflegeberufe müsste auch die Lebensqualität der Menschen im Seniorenbett einbezogen werden. Ein Messen dieser gestaltet sich angesichts subjektiver Wahrnehmung natürlich schwierig. Trotzdem bleibt der Punkt zentral: Es ist wichtig zu wissen, wie wohl sich Betroffene in ihrem Pflegeheim fühlen! Auch, so der Bundesverband im Interview (https://www.n-tv.de/panorama/Freie-Heim-Wahl-gibt-es-laengst-nicht-mehr-article21363417.html), fehle leider Zeit für Gespräche und individuelle Zuwendung, auf die besonders Menschen im Pflegebett ohne Angehörige angewiesen seien. Und die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisiert das Fehlen von "K.-o.-Kriterien", die schlechte Einrichtungen schmerzhaft sanktionieren.

Was der neue Pflege-TÜV nicht leistet

Ja - der neue Pflege-TÜV bringt deutliche Verbesserungen. Aber zaubert weder mehr Geldmittel noch mehr Personal ans Pflegebett. Die Krux: Auch für Verbesserungsmaßnahmen braucht es genügend Pflegefachpersonal, das diese umsetzt. Seit langem fordert der Pflegeberufsverband mehr qualifizierte Pflegefachpersonen - und ein Pflegeheim-Management, das motiviert. Denn neben besserer Bezahlung braucht es vor allem verbesserte Arbeitsbedingungen am Pflegebett - wie funktionierende, verlässliche Dienstpläne, die Pflegekräften genügend Zeit zur Erholung lassen. Man lobe also nicht den Tag vor dem Abend! Bis Ende 2020 sollen sämtliche 13.000 Pflegeheime das neue Prüfschema durchlaufen haben, mit ersten Ergebnissen soll im Frühjahr 2020 zu rechnen sein.

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