Dekubitus: Wundliegen vorbeugen, Therapie wirksam unterstützen

Rötungen an Rücken oder Gesäß, fortgeschrittene Immobilität? Lagerungsintervalle verhindern die Entstehung eines Druckgeschwürs nicht mehr? Die Versorgung mit wirksamen Hilfsmitteln bei Dekubitus muss deutlich eher starten: So sind Weichlagerungsmatratzen im Senioren- und Pflegeheim längst verpflichtender Standard - zu Dekubitusprophylaxe und Dekubitustherapie bis Grad 1. Häusliche und ambulante Pflege dagegen stattet Pflegebetten noch immer mit einfachen Standardmatratzen aus - und spart damit am falschen Ende, auf Kosten von Betroffenen und Gesundheitssystem.

Druck, der Haut, Gewebe und Knochen schädigt

Gesunde können durch Bewegung für Druckentlastung sorgen, Bettlägerige sind dazu nicht in der Lage: Ständige, langdauernde Immobilität führt zu Dekubitus, dem "Geschwür durch Liegen" (lat. ulcus per decubitum), auch Druckgeschwür genannt. Die Beschwerden reichen von Jucken und Brennen bis zu starken Schmerzen. Wo Druckentlastung ausbleibt, schädigt der Druck des Körpergewichts auf Dauer Haut und Gewebe. Bevorzugt im Gesäßbereich und den Fersen üben auch die Knochen verstärkten Druck aus. Verschärfend kommt hinzu, dass Gasaustausch und Nährstoffversorgung der druckbelasteten Körperregion unzureichend sind: Sauerstoffreiches Blut erreicht die Zellen kaum, sauerstoffarmes Blut fließt nur schwer zurück. Die Folge: Übersäuerung (Azidose) der betreffenden Körperstelle. Um dennoch eine bessere Durchblutung zu leisten, weiten sich nun die Gefäße.

Dekubitus: Entwicklung in Stadien

Erste Anzeichen sind dauerhafte Rötungen; immer durchlässigere Gefäßwände führen nicht nur zu Flüssigkeitsverlust, sondern auch zu Ödemen - Schwellungen der Haut durch Flüssigkeitseinlagerung. Langfristig schädigt Minderdurchblutung (Ischämie) das Gewebe - bis die Zellen absterben. Mit dem Druckgeschwür schreitet die Hautschädigung bei immer tieferen Wunden voran. Am Ende stehen Schäden von Muskeln und Knochengewebe.

Kurz zusammengefasst, kennt Dekubitus vier Stadien bzw. Grade:

Grad 1: Gefäßkompression mit Verfärbung und Schäden an der Oberfläche
Grad 2: Minderdurchblutung (Ischämie), mit Schäden von Epidermis undDermis, zu sehen sind Blasen, Abschürfungen, flache Geschwüre
Grad 3: Stofftransportstörungen (Anoxie), mit Schädigung tieferer Hautschichten, zu sehen sind tiefe, offene Geschwüre, Zellen sterben ab (Nekrose)
Grad 4: Zelluntergang (nekrotisches Gewebe), Zerstörung der Hautschichten, Schäden an Sehnen, Gelenken, Knochen und Muskeln

Erschwerend im Alter: Elastizität und Wassergehalt der Haut sinken, die Wundheilung der nun empfindlicheren Haut ist deutlich verlangsamt. Besonders anfällig sind Körperzonen, die weder Muskeln noch Fettgewebe schützen wie:

- Kreuzbein
- Steiß
- Ferse und Knöchel
- Oberschenkelknochen
- Schultern und Hinterkopf

Versorgung: Welche Matratze ist optimal?

Nicht selten lehnen Pflegekräfte Weichlagerungsmatratzen zugunsten von Luftkammer-Wechseldrucksystemen ab, wo es um eine die Therapie unterstützende Versorgung bereits vorhandener Dekubitalgeschwüre geht. Sicher: Jedes System hat Pluspunkte und Nachteile. Pflege muss diese im Einzelfall abwägen, bevor sie die individuelle Versorgung beim Kostenträger veranlasst.

Faktoren, die bei der Wahl der Matratze eine Rolle spielen, sind:

- Dekubitus Grad bzw. Grad der Gefährdung
- Grunderkrankungen
- Grad an Mobilität
- Gewicht des Betroffenen

Weichlagerungsmatratze - was kann sie?

Systematisch aufgebaut, besitzt die Oberfläche einer Weichlagerungsmatratze (Schaumstoffmatratze) eine durchdachte Würfelstruktur. Ziel: Den Druck optimal verteilen. Bestimmte Modelle erlauben das Entnehmen einzelner Würfel für eine zielgerichtete Druckentlastung. (Link: https://www.pflegebetten-24.de/pflegehilfen/pflegebetten/matratzen/weichlagerungsmatratze-antidekubitus-grad-3). Würfelmatratzen eignen sich besonders für die Prophylaxe und Dekubiti bis Grad 1 - über 150 Würfel mit abgerundeten Oberflächen passen sich den Druckpunkten an, Wundliegen wird verhindert. Darüber hinaus kommt spezieller Schaum , in Form unterschiedlicher Schaumqualitäten kombiniert, zum Einsatz. Eine verstärkter Rand unterstützt Sitzen, Mobilisation und Aufstehen, ein atmungsaktiver Bezug aus Textil (PU bzw. Polyurethan) umgibt die Antidekubitus Matratze. (Link: http://www.pflegebetten-24.de/pflegebett-matratzen/weichlagerungsmatratze-antidekubitus-grad-3). Systeme, die Prophylaxe oder Therapie bis Dekubitus Grad 4 unterstützen und sich für eine Lagerung von 25 kg bis 250 kg Körpergewicht - also auch für die Versorgung Schwergewichtiger - eignen. Richtige Pflege setzt die Weichlagerungsmatratze bei Menschen mit Restmobilität ein, die sich überwiegend außerhalb des Bettes aufhalten sowie bei Bettlägerigkeit und regelmäßiger Umlagerung.

Weitere Einsatzmöglichkeiten eröffnet Weichlagerung bei:

- Demenz
- Parkinson
- nach Schlaganfall
- in der Schmerztherapie

Eine Sonderform der Weichlagerungsmatratze ist die viscoelastische Schaummatratze, entweder komplett aus viscoelastischem Schaum oder mit 10 cm starker, viscoelastischer Auflage. Ihr Memory Effekt bewirkt, dass sich der viscoelastische Schaum unter Belastung zusammenzieht. Für Krankenbett, Seniorenbett und Pflegebett entwickelt, eignet sie sich bei Dekubiti bis Grad 2, für kachektische Patienten und zur Schmerztherapie. Generell wird diese Art Weichlagerungsmatratze in der Therapie höherer Grade sowie in der Schmerztherapie eingesetzt - obwohl Kritiker monieren, dass dieses System die Körperwahrnehmung störe und selbstständige Lagewechsel erschwere. Fest steht: Diese Antidekubitus Matratzen passen sich dem belasteten Körperbereich optimal an - um bei Druckentlastung in die vorherige Form aufzuschäumen.

Betroffene: Mit dem richtigen Lagerungssystem individuell versorgt

Wundliegen ist kein Schicksal: Abgestimmte, rehabilitierende Maßnahmen und Hilfsmittel leisten wirksame Prophylaxe und Therapie, die sich die nötige Zeit nimmt. Dazu zählen:

- Druckentlastung durch fortlaufende Lagewechsel
- sorgfältige Hautpflege und Wundversorgung
- Polstern der sensiblen Körperstellen

Welches Lagerungssystem sich eignet, richtet sich nach Grad der Gefährdung, Stadium und Patientenbedürfnis. Entscheidend: Hilfsmittel können die Therapie nur unterstützen, nicht ersetzen. Pflegekräfte und pflegende Angehörige sind gehalten, Risikofaktoren wie Hautveränderungen oder Ernährungszustand im Blick zu behalten - um die Pflege bei Bedarf danach auszurichten. Hilfsmittellieferanten wie Sanitätshäuser sind den Kassen gegenüber lediglich verpflichtet, mit Matratzen ausgestattete Pflegebetten bei den Versicherten aufzustellen. Dafür zu sorgen, dass betroffene Kunden im Bereich Dekubitus individuell versorgt werden, das Risiko also richtig einzuschätzen, obliegt dem Pflegedienst bzw. Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MdK). Nur so wird das Risiko von Dekubitus rechtzeitig ausgebremst!

Um also kurzfristige, zügige Versorgung mit dem Hilfsmittel Dekubitusmatratze zu erreichen, macht es Sinn, sich an den Sanitätsfachhandel zu wenden, der zur Planung individueller Vorsorge ins Haus kommt! Gute Hilfsmittelberatung füllt auch die Risikoskalen aus, die die Krankenkasse verlangt, übernimmt das Rezeptmanagement und übermittelt den Kostenvoranschlag. Und informiert in Ruhe und umfassend zur Versorgung mit einer Matratze, die Dekubitus wirksam vorbeugt - und die Therapie effektiv unterstützt.

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